Vor mehr als einer Woche ein harmonischer Bundesparteitag, jetzt die obligatorischen Sommerinterviews der Öffentlich-Rechtlichen: Medial läuft es für die AfD im Moment ziemlich gut. Am vergangenen Wochenende setzten ARD und ZDF die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel vor die Kameras zum Sommerinterview. Warum eigentlich? Die AfD ist beim Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall gelistet. Nur deshalb, weil die AfD im Bundestag vertreten ist? Dieses Argument lässt aktuelle politische Entwicklungen wie eine rasante Rechtsdrift der AfD unberücksichtigt. Dann müssten die beiden Sender auch noch Interviews mit Weidel und Chrupalla führen, wenn ihre Partei bundesweit als gesichert rechtsextremistisch engestuft wäre. Dass es so kommen kann, ist zumindest nicht unwahrscheinlich.
Am 11. Juli um 2 Uhr begann der 48-stündige Warnstreik beim WDR. Aufgerufen hat der DJV NRW. Schon am ersten Streiktag fielen die regionalen Nachrichtensendungen aus, im Fernsehen wurden am Abend die "Lokalzeiten" gar nicht oder nur in eingeschränktem Umfang gesendet. Es gab Streiks und Protestversammlungen von Festen und Freien aus den WDR-Studios in Aachen, Bielefeld, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Köln, Münster, Siegen, Arnsberg und Wuppertal. Gemeinsam protestierten sie gegen die Vorstellungen der Arbeitgeberseite in den laufenden Tarifverhandlungen zum Entgelt und in den Gesprächen zum neuen Honorarsystem für Freie.
Beim Warnstreik im Bayerischen Rundfunk am 11. Juli kritisierte die stellvertretende BJV-Vorsitzende Andrea Roth, die für den Bayerischen Journalisten-Verband die Tarifverhandlungen führt, "das laue Angebot des BR mit Komponenten, die uns Beschäftigten nichts nutzen". Feste und freie Mitarbeitende müssten viel Neues schultern, Räume und Aufgaben wechseln. "Und nun will man uns mit einem Angebot abspeisen, das unter dem des Öffentlichen Dienstes liegt", rief sie den mehreren hundert Streikenden zu. Die antworteten mit einem lautstarken "10,5 Prozent"-Sprechchor.
Reuters berichtet über Verhandlungen zwischen Springer und dem Anteilseigner KKR um eine Abspaltung des sogenannten Classifieds-Geschäfts, zu dem die Jobplattform Stepstone und digitale Immobilienanzeigen gehören. KKR und ein kanadischer Investor würden danach diese medienfremden Engagements übernehmen. Bei Springer sollen alle Medien verbleiben, auch die US-Medien Business Insider und Politico. Der Konzern hat sich bislang zu den Berichten nicht geäußert. Der DJV forderte den Konzern auf, für Klarheit zu sorgen.
Unzumutbare Knebelbedingungen für Bildjournalisten beim Konzert von John Fogerty in Berlin: Nach den Akkreditierungsbestimmungen darf nur während der ersten drei Lieder des Konzerts überhaupt fotografiert werden. Die Fotografen sollen außerdem die kompletten Nutzungsrechte an Fogerty abtreten. Der ehemalige Frontmann der Rockband Creedane Clearwater Revival behält sich zudem die Freigabe jedes einzelnen Fotos vor, die ihm dazu innerhalb von 24 Stunden vorgelegt werden müssen. Ohne diese Zustimmung ist jegliche Nutzung ausgeschlossen. Umgekehrt verlangt er, dass er sämtliche Fotos kostenfrei und "für jeglichen von ihm bestimmten Anlass" ohne jede Begrenzung verwenden darf. Der DJV Berlin forderte die Rücknahme der Knebelbestimmungen.
Umweltjournalismus ist in Zeiten der Klimakrise überlebenswichtig. Und er ist unbequem, deckt er doch Umweltskandale auf und schildert anhand von Fakten ökologische Probleme. 749 Angriffe auf Umweltjournalisten von 2009 bis 2023 zählte die Unesco in ihrer Untersuchung "Presse und Planet in Gefahr". Die Vereinten Nationen sind zum Handeln aufgerufen. Die UN sollen sich verstärkt für Schutz und Ausbau des Umwelt- und Klimajournalismus weltweit einsetzen, fordert deshalb der DJV.
Die russische Zensur hat ein weiteres Opfer gefunden: Die ausschließlich online erscheinende Moscow Times wurde von der russischen Generalstaatsanwaltschaft verboten. Die Zusammenarbeit mit ihr oder Zahlungen an das Portal sind ab sofort strafbar. Angeblich ziele der Verlag auf die Diskreditierung von Regierungsentscheidungen ab.
Katrin Kroemer, Schatzmeisterin im DJV-Bundesvorstand, wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden des ZDF-Fernsehrates gewählt. Dem Gremium gehört sie seit 2016 an.
Florian Mayer, Redakteur und Reporter beim Saarländischen Rundfunk, ist neuer Landesvorsitzender des Saarländischen Journalisten-Verbands. Gerrit Dauelsberg (Saarbrücker Zeitung) wurde zum 1. Stellvertretenden Vorsitzenden und Marc Patzwald (Evangelischen Pressedienst) zum 2. Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Ulli Wagner, seit 2006 Landesvorsitzende, war nicht mehr zur Wahl angetreten.
Jürgen Mladek, Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung, ist am 10. Juli im Alter von 56 Jahren überraschend verstorben. Lasse Deppe, Lokalchef der Nordwest-Zeitung, steigt zum stellvertretenden Chefredakteur und Nacholger von Gaby Schneider-Schelling auf.
Max Holscher, Digitalchef der Nordwest-Zeitung, wird zusätzlich Leiter der Produktentwicklung.
Anne Christine Heckmann, Leiterin der Intendanz beim Saarländischen Rundfunk, wird am 1. Januar 2025 als Bereichsleiterin SR Fernsehen Nachfolgerin von Roman Bonnaire, der dem Sender als Moderator erhalten bleibt.
"Die AfD bekam von den öffentlich-rechtlichen Programmen den Sonntagabend zur Selbstdarstellung geschenkt", kritisierte Gabor Steingart, Herausgeber von The Pioneer, die Sommerinterviews von ARD und ZDF.
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